Liebe Wegbegleiter der Dienerinnen der Armen als auch im Hilfswerk Schwester Petra,
wir laden Sie herzlich ein zu einem Vortrag, den Thomas Rusche im Museum Religio in Telgte halten wird mit dem Thema
Geld und Glaube
am Dienstag, den 24. August 2021
um 18.00 Uhr.
Es freut uns, wenn Sie unserer Einladung folgen. Eine Vortragsankündigung sehen sie hier:
Die Prinzipien der Christlichen Sozialethik und das Hilfswerk Schwester Petra
Haben die Geissens doch recht? Obwohl wir wissen, dass unser letztes Hemd keine Taschen hat, strebt nicht nur Familie Geiss nach Besitz und Geld. Geld scheint uns ein gutes Leben zu ermöglichen. Wir können uns damit kaufen, was wir wollen. Deshalb sollten wir flüssig sein, was gerade zum Monatsende nicht immer jedem gelingt. Auch aus biblischer Sicht ist Geld notwendig, damit ein Gemeinwesen funktionieren kann. Deshalb „gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“ (Mt 22,21). In der Schöpfungsgeschichte werden Geld und Reichtum durchaus positiv gedeutet: Gott „hat meinen Herrn reichlich gesegnet, so dass er zu großem Vermögen gekommen ist“ (Gen 24,35).
Damit Geld in unser globalisierten Wirtschaftsgesellschaft für alle zum Segen wird, ist es allerdings noch ein weiter Weg. So sterben jeden Tag mehr als 10000 Kinder vor Hunger, obwohl die Weltgemeinschaft über genug Geld und Nahrung verfügt, um alle Menschen zu sättigen. Warum lassen wir unsere Mitmenschen trotzdem verhungern, obwohl wir das Geld haben, um zu helfen? Können wir mit unserem Geld überhaupt glücklich werden, wenn wir den Ruf der Armen überhören und einfach so tun, als gingen sie uns nichts an? In welchem Verhältnis stehe ich als Mensch, mit all meinen Sehnsüchten zu den anderen, die auch auf ein gutes Leben hoffen? Sehe ich in ihnen nur Konkurrenten im Wettbewerbskampf um mehr Geld und Lebenschancen, oder Kooperationspartner auf dem Weg zu einer gerechten Welt? Welche Rolle spielen Solidarität und Subsidiarität, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit für mein persönliches Streben nach Geld und Glück und die Ausgestaltung einer gemeinwohlorientierten Gesellschaft?
Eine bemerkenswerte Antwort darauf gibt uns die im Kreis Warendorf geborene Petra Mönnigmann. Als Tochter eines Oelder Architekten geboren, wird sie in einem gutbürgerlichen Haushalt erzogen und bestens darauf vorbereitet, was im Leben glücklich macht. Naheliegender Weise: ein schönes Haus bauen und besitzen. Voraussetzung: eine Stange Geld.
Bereits als Kind hat sie von ihrem einseitig gelähmten Vater architektonisches Zeichnen gelernt und ihn bei der Arbeit unterstützt. Ihr Werdegang scheint vorgezeichnet, doch sie entscheidet sich ganz anders. Schwester Petra wird zur Gründerin des zeitweise schnellst wachsenden katholischen Frauenordens in Indien. Parallel zu Mutter Teresa, die sich auf große Städte, wie Kalkutta konzentriert hat, leben und arbeiten heute über 600 Ordensschwestern zumeist in den unterversorgten Landregionen Indiens. Die Ordensschwestern tragen einen besonderen Namen: Dienerinnen der Armen. Sie haben sich für ein Leben in Armut entschieden und wollen mit und für und wie die Armen leben, um ihnen ganz nah zu sein und dienen zu können.
Dafür benötigen sie Geld. Dank der unermüdlichen finanziellen Unterstützung deutscher Spender, insbesondere aus der münsterländischen Heimat Schwester Petras, können die indischen Schwestern nicht zuletzt aufgrund der hohen Kaufkraft in Indien mit unserem Geld viel Gutes bewirken: In über 100 Konventen versorgen sie Jahr für Jahr über 15000 Menschen in Aids,-Lepra-, Alten- und Behindertenheimen, Bildungsinstitutionen und Wohnheimen. Sie ermöglichen 600 Mitarbeitern einen geregelten Broterwerb und sorgen sich um die Erwerbsfähigkeit ihrer Schützlinge, damit diese zukünftig auf eigenen Beinen stehen, Geld verdienen und eine Familie gründen können.
Das alles wird durch die wütende Conrona-Pandemie ungemein erschwert. Umso wichtiger ist die Solidarität der Menschen, denen es besser geht. Glaube und Geld gehen zusammen, wenn wir die Welt als ein fest gefügtes Haus, eine Weltgemeinschaft verstehen, in dem der eine, der geben kann, den anderen unterstützt, der dringend der Hilfe bedarf. Gleichzeitig ist ein jeder Mensch aufgerufen sich selbst darum zu kümmern, dass er Arbeit findet und das Lebensnotwendige verdient, um nicht auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Hilfe zur Selbsthilfe ist nicht nur das Credo des Hilfswerks Schwester Petra, sondern auch der Christlichen Sozialethik. Geld kann dazu als Motivation, Tauschmittel und Steuerungsgröße einen wichtigen Beitrag leisten. Und für alle Menschen ein Weg zum Glück sein, wenn wir denn bereit sind uns nach Möglichkeiten für zu engagieren. Wofür? Für unser persönliches Wohlergehen und die Not der anderen. Übrigens wird Schwester Petra nicht nur in Indien wie eine Heilige verehrt; in Rom ist der Seligsprechungsprozess bereits eröffnet. Sie zeigt uns wie Geld zum Schmiermittel der christlichen Nächstenliebe werden kann.
Dr.rer.pol. Dr.phil. Thomas Rusche lehrt als habilitierter Privatdozent Philosophie und Wirtschaftsethik an der Universität Siegen, WHU Vallendar und Hochschule für Philosophie München. Er ist Unternehmer und Erster Vorsitzender des Hilfswerks Schwester Petra e.V.