Schwester Petra Dinadasi

Geschichte

Bei gelegentlichen Landausflügen begegnet sie der großen Armut und dem Leid der Menschen in den abgelegenen, scheinbar vergessenen Dörfern Indiens. In diesen Momenten fühlt sie sich verpflichtet und berufen, ihr Leben genau diesen Ärmsten der Armen zu widmen. Eine Rückkehr nach Deutschland erschien ihr nun unmöglich. Und so kam es, dass sie den Ursulinenorden verließ, dessen Ordensregeln sich nicht auf Indien übertragen ließen. Nach vielen behördlichen und ordensrechtlichen Widerständen gründete sie am 01.06.1969 gemeinsam mit 8 jungen Frauen die christliche Ordensgemeinschaft DINASEVANASABHA – Dienerinnen der Armen.

Auf einem Grundstück mit roter steiniger Erde in Pattuvam, auf einem Hügel in Kerala, errichteten Helfer eine karge Unterkunft für die Schwestern und etwas später auch eine erste Sozialstation. Wie man heute weiß, der Grundstein einer Erfolgsgeschichte. Die rote Farbe der Erde, das Lateritgestein, wurde auch die Farbe des Ordens.

Schwester Petras selbstlose Hilfe galt anfangs den Leprakranken, die bis heute der Kaste der „Unberührbaren“ angehören. Deren eitrige Wunden behandelte sie mit simplen medizinischen Mitteln. Täglich sind die Schwestern auch heute noch zu Fuß in der Region unterwegs, denn gerade in den Bergen leben die Ärmsten der Armen. Hier traf schon Schwester Petra auf eine Not, die selbst das Elend in den Dörfern in den Schatten stellte.

Die unermüdliche Arbeit der Schwestern sprach sich in der Region schnell herum und die Schlange vor der Sozialstation wurde länger und länger. Mit ihrer Hingabe heilten die Schwestern ihre Patienten nicht nur körperlich, sondern sie erweckten das Selbstwertgefühl der scheinbar vergessenen Menschen und ihre Hoffnung auf ein Leben. Gerade in den abgelegenen Dörfern haben die Menschen kaum eine Chance auf Arbeit und damit auch keine Möglichkeiten, ausreichend Lohn für einen Lebensunterhalt zu erzielen. Das bestärkte Schwester Petra, Arbeitsbeschaffung zur dringenden Aufgabe des Ordens zu machen. So entstand der Leitsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“, ein ganzheitlicher Ansatz, der den Menschen das Handwerkszeug zur Schaffung ihrer Zukunft bietet. Sie schaffte dringend notwendige Arbeiten, züchtete Tiere und betrieb Ackerbau.

Bei ihren regelmäßigen Besuchen in Deutschland konnte Schwester Petra viele Spendengelder aus ihrer Heimat sammeln, denn ohne diese finanzielle Unterstützung wäre ihre Arbeit in Indien nicht realisierbar gewesen.

Obwohl der Raubbau und Krankheiten ihrem Körper stark zu schaffen machten, setzte sie sich bis zum Schluss für den Orden und seine Ziele ein. Am 5. Juni 1976 stirbt Schwester Petra zusammen mit vier Mitschwestern bei einem Verkehrsunfall in Indien kurz vor ihrem 52. Geburtstag.

Schwester Petras entschlossene Tatkraft, ihr Mut und ihre Hartnäckigkeit, mit der sie das Elend vieler Menschen lindern konnte und ihnen Hilfe zur Selbsthilfe vermittelte, hat Zeichen gesetzt. Sie lebt heute weiter in den Herzen der Ordensschwestern, dem Kreis ihrer Freunde, Förderer und Ehrenamtlichen. Ihre Vision trägt in Indien Früchte. Sie hätte damals nicht ahnen können, welches Netzwerk an Nächstenliebe sich in mehr als fünf Jahrzehnten entwickeln würde. Heute wirken über 600 Schwestern mit ihren Helfern und Angestellten in zahlreichen indischen Stationen.  

In 2009 erklärt der Vatikan Schwester Petra zur Dienerin Gottes; derzeit läuft ein Seligsprechungsverfahren. Ein Gebet für die Seligsprechung, mit der Imprimatur von Dr. Felix Genn, Bischof von Münster, finden Sie hier.